Vortrag aus der Reihe „Chapters from Chinese Studies“
Mittwoch, den 13.12.2023, 18:00 Uhr, Raum 00.112, Artilleriestr. 70, Erlangen;
Ein gerechter Krieg oder ein würdevoller Frieden? Diskurse zu Krieg und Frieden in den Friedensverhandlungen zwischen KPCh und GMD im Jahr 1949 (Elisabeth Forster (University of Southampton)
Ende des Jahres 1848 hatte die KPCh den Bürgerkrieg fast gewonnen, weshalb die GMD Friedensverhandlungen beginnen wollte. Unter den Umständen bestand für die KPCh wenig Motivation, Kompromisse mit der GMD einzugehen. Allerdings hatten sich die Kommunisten seit der Zweiten Einheitsfront als friedliebend dargestellt und wollten nun diesen Ruf nicht verlieren.
Um den Frieden zu verhindern und gleichzeitig das Image der Friedensliebe aufrechtzuerhalten, griff die KPCh auf Theorien zum gerechten Krieg zurück. Dies ist die Idee, dass zwischen gerechten und ungerechten Kriegen zu unterscheiden ist. Gerechte Kriege (beispielsweise Verteidigungskriege) sind legitim und im Dienste des Friedens. Ungerechte Kriege hingegen (beispielsweise Angriffskriege) sind illegitim. Theorien zum gerechten Krieg sind eine Grundlage des Völkerrechts und sie wurden ebenso in China nach dem Ersten Weltkrieg übernommen.
Während den Friedensverhandlungen im April des Jahres 1949 verwendeten GMD und KPCh in ihren jeweiligen Darstellungen des Bürgerkriegs unterschiedliche Konzepte von Krieg und Frieden. Die GMD behauptete, dass der Bürgerkreig ein Familienstreit gewesen sei, welcher durch einen würdevollen Frieden geschlichtet werden sollte, der keine Kapitulation der GMD darstellte. Die KPCh jedoch argumentierte, dass ihre Seite des Bürgerkriegs ein gerechter Krieg sei und dass die Führungsriege der GMD als „Kriegsverbrecher“ vor Gericht gestellt werden sollte. Da die GMD diese Friedensbedingungen zurückweisen musste, konnte die KPCh den Krieg bis zum Sieg weiterkämpfen, ohne ihren Anspruch auf Friedensliebe aufgeben zu müssen.
Bitte kontaktieren Sie Herrn Höckelmann, falls Sie per Zoom teilnehmen möchten.